Hör‘ auf dein Bauchgefühl – Wie du zu deiner persönlichen Wohlfühl-Ernährung findest

Wie zu deiner Wohlfühl-Ernährung findest

Wie finden wir den Ernährungsstil, der zu unserem eigenen Leben passt, glücklich macht und gleichzeitig zum persönlichen Wohlfühlgewicht verhilft? Das ist leichter als gedacht! Andrea Hintze, staatlich geprüfte Diätassistentin und Kursleiterin für Achtsamkeitstraining, erklärt, wie wir den Weg zu unserer individuellen Wohlfühl-Ernährung finden können: Wir brauchen nur auf unseren Bauch zu hören.

Im straff durchgetakteten Alltag zwischen Kita und Büro, Mailpostfach und Smartphone, Telefonkonferenz und Webinar bleibt für bewusste Ernährung kaum Zeit. Nebenbei ein Bissen Brot und ein Schluck Kaffee am Rechner, in der Mittagspause ein Döner von der Imbissbude und abends eine Tiefkühlpizza vor dem Fernseher. Wir konsumieren immer mehr Fastfood und andere nährstoffarme Lebensmittel. Und dabei essen wir nicht, weil wir Hunger haben, sondern weil gerade Zeit ist, weil jetzt alle essen oder einfach weil etwas Essbares vor uns steht. In der Hektik setzen wir uns nicht einmal mehr hin, sondern essen nebenbei im Stehen: etwa beim Zeitunglesen oder auf dem Weg zur Arbeit. Wir nehmen kaum noch wahr, dass wir überhaupt essen. Ernährung ist Pflichtprogramm und wird von uns als reine Nahrungsaufnahme angesehen. Dabei sollte das Essen in unserem Leben eine viel größere Bedeutung haben.

Mangelnde Achtsamkeit beim Essen

Unser Körper ist eine wahre Wundermaschine und erledigt täglich mehr Aufgaben für uns, als wir uns vorstellen können. Leider haben wir dafür oft kein Auge. Nicht nur, dass wir die unglaublichen Leistungen unseres Körpers nicht zu schätzen wissen – Wir arbeiten auch noch gegen ihn, indem wir ihm minderwertige Nahrung zuführen. Dann beschweren wir uns, dass wir müde, krank und nicht leistungsfähig sind, dass unsere Haut schlecht ist oder die Hose spannt. Über die Ursachen denken wir meist nicht einmal nach. Hier kommt unser Mangel an Achtsamkeit ins Spiel. Achtsamkeit heißt, dass wir bewusst wahrnehmen, ohne dabei zu beurteilen. Indem wir innehalten und hinhören, können wir die Signale unseres Körpers wahrnehmen. Und indem wir diese Signale wertfrei wahrnehmen, können wir lernen, die Sprache unseres Bauchgefühls zu verstehen.

Nimm dir für einen Augenblick Zeit und denke kurz über diese Fragen nach:

  • Wann hast du das letzte Mal dein Hunger- und Sättigungsgefühl bewusst wahrgenommen?
  • Wann hast du dich zuletzt bewusst hingesetzt und in Ruhe gegessen?
  • Wann hat dir das letzte Mal eine Mahlzeit richtig gut geschmeckt?
  • Wann hast du zuletzt ein wohlduftendes Essen vor dir gehabt, das auch noch richtig ansprechend aussah?

Glücklich und gesund essen

Wer fit und gesund sein will, weiß um den Stellenwert einer ausgewogenen Ernährung. Doch es gehört noch viel mehr dazu. Wir zwingen uns oft, bestimmte Lebensmittel oder Speisen zu essen, weil wir denken, sie seien besonders gesund. Das mag auf den ersten Blick auch stimmen. Aber was hilft uns eine gesunde Ernährung, wenn wir damit nicht glücklich sind? Gar nichts! Im schlimmsten Fall kann sich unsere Situation sogar verschlechtern, wenn wir Widerstand leisten und unsere Körpersignale missachten.

Von der Steinzeit lernen

Schauen wir in der Geschichte zurück, erfahren wir, dass die Menschen zu Zeiten der Neandertaler noch darauf angewiesen waren, sehr genau auf die Signale ihres Körpers zu hören. So erkannten sie, ob ihnen die gesammelte Nahrung gut bekam oder nicht. Diese einzigartige Fähigkeit geht dem Menschen immer mehr verloren, weil Nahrung heute in der Regel keine unmittelbare Lebensgefahr mehr darstellt. Wir essen, was Forscher und Werber als gesund anpreisen, was uns gerade zur Verfügung steht oder am schnellsten zubereitet werden kann. Abgepackt und mit Mindesthaltbarkeitsdatum versehen wird Essen zum Produkt, dem wir nicht weiter misstrauen. Doch was ist, wenn wir an unserer Nahrung zwar nicht sofort sterben können, sie uns aber dennoch langfristig Probleme bereitet? Jeder Körper ist einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse. Und so gibt es auch keine universelle Ernährungsempfehlung, die für jeden Menschen passt. Dennoch kursieren unzählige Vorschläge für Diäten. Dabei gibt es nur einen einzigen Ernährungsstil, der genau zu dir passt, und das ist dein eigener!

Warum Diäten nicht funktionieren

Das Wort Diät stammt von dem griechischen Wort „diaita“ ab und bedeutet so viel wie „eine auf den einzelnen Menschen abgestimmte Lebensweise“. Sie hat ursprünglich also nichts mit Verzicht, Hungern oder Ernährungsplänen zu tun. Da die uns bekannten Diäten jedoch für gewöhnlich auf genau solchen Einschränkungen basieren, sind sie meist zum Scheitern verurteilt. Unsere Aufgabe besteht darin, unseren eigenen Ernährungsstil zu finden, der uns guttut und zu unserem Leben passt. Diese Aufgabe lösen wir durch verstärkte Achtsamkeit. Wir sollten uns mehr Zeit nehmen, um wieder in Ruhe zu essen, bewusst zu schmecken und Gerüche, Formen und Farben wahrzunehmen. Dazu ist es wichtig, ganz bewusst auf die Signale des Körpers zu achten. Gestalten wir unser Essverhalten nach unserem Hunger- und Sättigungsgefühl und richten uns danach, was unser Körper von uns möchte, sind wir schon auf einem guten Weg. Um dies zu erreichen, ist es nötig, den Körper und alle Empfindungen achtsam und bewusst wahrzunehmen. Durch regelmäßiges Achtsamkeitstraining, Body-Scan-Techniken oder Körperwahrnehmungsübungen können wir lernen, auch im Alltag bewusster hinzuhören.

Ein guter Start ist auch meine „Love your Body“-Meditation:

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Die Signale des Körpers verstehen

Unser Körper signalisiert uns in der Regel sehr deutlich, wann wir neue Energie zuführen sollen oder ob wir genug aufgenommen haben. Sobald wir nur anfangen zu essen, wenn wir wirklich Hunger haben, und aufhören, wenn wir satt sind, reduziert sich das Risiko einer übermäßigen Kalorienzufuhr deutlich. Essen wir jedoch nebenbei oder missachten wir die Signale, findet auch die natürliche Regulierung nicht statt und unser Körper gerät aus der Balance. Die meisten Menschen nehmen sogar sehr gut wahr, ob ihr Körper Hunger auf etwas Salziges, Saures, Süßes oder Warmes hat. Auch diese Signale helfen auf dem Weg der individuellen Versorgung des Körpers. Das, wonach der Körper gerade verlangt, können wir in die Auswahl der Mahlzeit miteinbeziehen. Verlangt unser Körper jedoch beispielsweise fünfmal am Tag nach Schokolade, stimmt etwas nicht. Wir sollten dann genauer hinschauen und herausfinden, welche Ursache sich dahinter verbirgt.

Oft reicht es bereits, sich die entsprechenden Fragen einmal bewusst zu stellen:

  • Habe ich gerade wirklich Hunger?
  • Wozu esse ich, obwohl ich keinen Hunger habe?
  • Warum verlangt mein Köper so oft nach etwas Bestimmtem?
  • Was möchte mein Köper mir damit sagen?
  • Nach was habe ich wirklich Hunger?

Durch regelmäßige Achtsamkeitspraxis kann es gelingen, sich unbefriedigten Bedürfnissen, negativen Gefühlen oder sogar Kindheitserinnerungen bewusst zu werden, die bestimmte Verhaltensmuster auslösen oder beeinflussen. Mit mehr Achtsamkeit für unseren Körper, unsere Gefühle, Gedanken und unser Verhalten können wir unser Gewicht nachhaltig regulieren und zu unserem individuellen Gleichgewicht finden.

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